Schmerzen und Hypnose

 

Einsatzgebiete der Hypnose in der Schmerztherapie

 

Migräne Chronische Schmerzen mit körperlicher Ursache Chronische Schmerzen ohne körperliche Ursache Fibromyalgie Kopfschmerzen Phantomschmerzen Post- Zoster Neuralgie (Schmerzen nach Gürtelrose) Craniomandibuläres Syndrom Orofaziales Syndrom 

 

Behandlung chronischer Schmerzen durch Hypnose

 

Die Behandlung von chronischen Schmerzen stellt ein wichtiges Einsatzgebiet der Hypnose dar, sogar bei Schmerzen die als schulmedizinisch austherapiert gelten. Durch Hypnose lässt sich die Schmerzwahrnehmung im Gehirn bis zur völligen Schmerzfreiheit beeinflußen und -sofern vorhanden- die verborgenen Ursachen ausfindig machen. Die Behandlung der Schmerzen durch Hypnose richtet sich nach der Grunderkrankung. Bei Patienten, bei denen keine körperliche Ursachen für die Schmerzen bestehen, steht die Lösung von unbewußten emotionalen Konflikten im Vordergrund der Behandlung. Mit der analytischen Hypnotherapie kann dann mit dem schmerzverursachenden Teil des Unterbewußtseins Kontakt aufgenommen und seine Funktion geklärt werden. Nach Lösung des Konfliktes ist die Ursache der Symptomatik gelöst und die Schmerzen verschwinden. Würde man in diesen Fällen ausschließlich mit einer zudeckenden Hypnose arbeiten (Suggestionen der Schmerzfreiheit), dann würde die Symptomatik in verstärkter Form oder in Form eines anderen Symptoms auftreten. Deshalb ist die Ursachenlösung ein wichtiger Punkt in der Behandlung chronischen Schmerzes. 

 

Chronische Schmerzen mit körperlicher Ursache

 

Bei chronischen Schmerzen, die aufgrund einer körperlichen Erkrankung bestehen, muss zunächst geklärt werden, inwiefern diese Schmerzen eine nützliche Warnfunktion des Körpers darstellen und ob diese einfach ausgeschaltet werden können.  Wenn ein Schmerzreiz über einen längeren Zeitraum besteht, dann hält das Gehirn die Übermittlung des Schmerzreizes aufrecht, auch wenn die eigentliche Ursache des Schmerzes lange behoben ist. Dies ist ein typisches Beispiel dafür, wie chronische Schmerzen entstehen können. In diesem Fall kann durch Herstellung eines besonders tiefen Trance- Zustandes des sog. Esdaille- Komas, welches einem tiefen Heilschlaf entspricht, das Schmerzgedächtnis neu arrangiert werden.  Der Mechanismus, das permanente Reize im Gehirn ein Schmerzgefühl auslösen, obwohl die eigentliche Schmerzursache bereits verschwunden ist wird so außer Kraft gesetzt. Patienten, bei denen eine schmerzauslösende Grunderkrankung besteht, leite ich die Patienten an, die Selbsthypnose zu lernen, durch die sie selbst jederzeit die Schmerzfreiheit wieder herstellen kann. Dadurch wird zum einen die Schmerzlinderung erreicht, zum anderen hat der Patient wieder Kontrolle über seine Schmerzen, was das Gefühl der Hilflosigkeit beseitigt. 

 

Rückenschmerzen nach Bandscheibenvorfall

 

Viele Menschen, die einen Bandscheibenvorfall erleiden, werden zunächst von den typischen Symptomen heimgesucht. Sensibilitätsausfälle, motorische Ausfälle und natürlich auch starke Schmerzen machen sich bemerkbar. Während sich bei den meisten die Schmerzen im Laufe der Zeit wieder zurück bilden, gibt es auch einige Menschen, die nach einem Bandscheibenvorfall trotz adäquater körperlicher Ausheilung des Bandscheibenvorfalls weiterhin unter einem Schmerz- Problem leiden. Dabei spielt insbesondere die Angst vor einer weiteren Verletzung und die Angst vor Schmerzen eine große Rolle. Gerade dann, wenn die Betroffenen durch den Bandscheibenvorfall das Vertrauen in ihren eigenen Körper verloren haben, kommt es häufig zu einer reflektorischen Überanspannung der Rückenmuskeln. Wenn nach einem Bandscheibenvorfall die Muskulatur im Rücken durch Ängste chronisch verhärtet ist und übermäßig angespannt wird, steigert sich auch die Schmerzsymptomatik. Die Stärke der Schmerzsymptomatik hängt im großen Maße davon ab, wie schnell die muskuläre Anspannung, die reflektorisch nach einem Bandscheibenvorfall auftritt, sich wieder löst. Gerade dann, wenn die Betroffenen Ängste haben, eine falsche Bewegung zu machen oder ihrem Körper nicht mehr vertrauen, dann ist im Regelfall die Körperanspannung und damit auch die muskuläre Anspannung im Rückenbereich so groß, dass die Schmerzen weiter aufrechterhalten werden. Häufig machen die Betroffenen dann eine regelrechte Odyssee durch, sehen verschiedene Ärzte wie Hausärzte, Orthopäden, Schmerztherapeuten und manchmal sogar Psychologen. Am Ende kann in vielen Fällen nichts helfen. Das eigentliche Problem – die Angst – bleibt unbehandelt. Genau hier setzt die Hypnosetherapie an: Hypnose hilft dabei, die Ängste und die muskuläre Anspannung, die mit einem Bandscheibenvorfall einhergehen, wieder zu lösen und dafür zu sorgen, dass sich die Schmerzsymptomatik verringert. Die Betroffenen, die eine Hypnosebehandlung in Anspruch nehmen, sind häufig, wenn sie die Praxis aufsuchen, in ihrer Bewegung stark eingeschränkt bzw. sehr stark von den Schmerzen geplagt. Im Laufe der Hypnosebehandlung werden die Ängste gelöst, die Schmerzen werden weniger, dadurch dass die reflektorische Anspannung der Rückenmuskulatur nachlässt und die Betroffenen heilen wieder aus. Insofern ist die Hypnosebehandlung eine adäquate und sehr vielversprechende Behandlungsmethode, wenn chronische Schmerzen nach einem Bandscheibenvorfall bestehen bleiben.  Mit Hilfe von Hypnose lassen sich zugleich reaktive Depressionen, die nach einem Bandscheibenvorfall auftreten können, schnell und effizient behandeln. Ein großer Anteil der von mir behandelten chronischen Bandscheiben- Patienten zeigte die Symptome einer reaktiven Depression- als Folge der einschränkenden und belastenden Zeit nach dem Bandscheibenvorfall. 

 

Chronische Schmerzen mit psychischer Ursache

 

Schmerz ist ein psychophysiologisches Phänomen, also ein Zusammenspiel aus psychischen und physiologischen Faktoren. Hat man früher Schmerz- Patienten meist ausschließlich mit Schmerzmedikamenten und Krankengymnastik behandelt, ist mittlerweile ein Umdenken erfolgt und der Bedeutung psychischer Einflußfaktoren wird mehr Bedeutung beigemessen. Multimodale Schmerztherapien mit einer Kombination aus Bewegungs-, Biofeedback- und Gesprächstherapie haben den Einzug in unser „modernes“ Gesundheitssystem gehalten. Nach meiner persönlichen Einschätzung wird die individuelle psychologische Therapie bei den stationären Verfahren vernachlässigt, so dass es in vielen Fällen nicht zu einer Auflösung der individuellen Problematik und damit nicht zum dauerhaften Therapieerfolg kommt. Weitere Nachteile der stationären Therapien liegen darin, das sie meist mit wochenlangen stationären Aufenthalten und langen Wartezeiten auf freie Plätze verbunden sind. Der wichtigste Punkt bei der Behandlung chronischer Schmerzen mit psychischer Ursache ist folgender: Wenn die Ursache für den Schmerz ein Trauma oder eine ungelöste Konfliktsituation ist, dann hilft nur die Aufdeckung und Behandlung der Ursache. Die Hypnoanalyse ist DIE Methode um schnell an den Symptomauslöser zugelangen und die unbewußten Konflikte zu lösen. In vielen Fällen ist der Schmerz Ausdruck eines tieferliegenden emotionalen Problems. Das trifft vor allem bei Patienten zu, die Schwierigkeiten haben, Gefühle zu empfinden (sog. Alexithymie). Das Problem der im Wachzustand arbeitenden Psychotherapie- Verfahren liegt darin, die unbewußten Konflikte zum Vorschein zu bringen, während der Verstand des Patienten angeschaltet ist. Der Verstand aber „schützt“ den Zugang zum Unbewußten im Wachzustand, deshalb sind die meisten Therapien auch zu langwierig, weil es dauert, bis ein Zugang zu unbewußten Konflikten gelingt. 

 

Fibromyalgie und Hypnose

 

Den ersten Kontakt mit einer an Fibromyalgie leidenden Patientin hatte ich während meiner Doktorandenzeit an der orthopädischen Universitätsklinik in Schlierbach. Ich hatte bei einer Reihe von Patienten Blutentnahmen durchzuführen. Eine Patientin reagierte extrem stark auf das Anlegen der Manschette, die zum Aufstauen des Blutes im Arm benutzt wird und schrie regelrecht auf, als ich mit der Kanüle die Vene in der Armbeuge punktierte. Wie viele andere Ärzte dachte ich in diesem Moment, dass die Patientin überempfindlich sei. Was ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht verstand, war dass das Nervensystem der Patientin derart überreizt war, dass ihre Schmerzwahrnehmung viel intensiver wahr als die der anderen Patienten, die nicht an Fibromyalgie erkrankt waren.  Die genauen Prozesse, die für die Entstehung einer Fibromyalgie verantwortlich sind, sind bislang noch nicht ausreichend geklärt. Ich vertrete heute die These, dass es sich bei der Fibromyalgie um durch psychische Übererregung ausgelöste körperlich manifestierte Schmerzerkrankung handelt. Zuerst kommt es bei den Betroffenen zu einer durch nervlichen Stress bedingten Überaktivität des sympathischen Nervensystems und schließlich zu einer Veränderung der Zellstruktur der Nervenzellen in der Peripherie und zusätzlich zu einer Spezialisierung auf die Weiterleitung und Verarbeitung von Schmerzen im peripheren und zentralen Nervensystem.  Diese These stützt sich auf in meiner Hypnose-Praxis in Hamburg gemachten Erfahrungen mit Fibromyalgie- Patienten. Bei einer Vielzahl der an Fibromyalgie erkrankten Patienten handelt es sich um Patienten, die während der Kindheit enorme psychische Belastungen im Sinne von Traumatisierungen oder Missbrauch erlebt haben. Bei der Herstellung von Tiefenhypnose fiel mir und den Fibromyalgie- Patienten auf, dass während der Hypnose und häufig bis zu einem gewissen Zeitraum danach keine Schmerzen mehr bestanden, nach einem Tag die Schmerzen jedoch wieder zurückkehrten. Dieses Phänomen war auch dann festzustellen, wenn in der Hypnose nicht an Emotionen gearbeitet wurde. Diese Wahrnehmung der betroffenen Fibromyalgie- Patientinnen weist darauf hin, dass alleine der Trancezustand und NICHT die Arbeit am emotionalen Empfinden eine Veränderung der Schmerzwahrnehmung mit sich brachte und es sich somit um eine körperlich manifestierte Schmerzerkrankung handelt. Für Sie als Vergleich: behandelt man einen Patienten mit einem starken Bandscheibenvorfall mit Hypnose, dann ist dieser in der Regel während der Hypnose und auch danach so lange schmerzfrei, bis die körperlichen Warnsignale, die Schmerzen wieder vermehrt wahrnehmbar werden, was in der Regel ein bis zwei Tage dauert. Da sich die Hirnaktivität in der Hypnose ändert und schmerzhemmende Hirnareale aktiver werden, steigt die Schmerzschwelle an und körperlich bedingte Schmerzen werden nicht mehr oder weitaus weniger stark als im Wachzustand wahrgenommen. Der Umstand, dass alleine durch das Herstellen der Hypnose eine temporäre positive Veränderung der Schmerzwahrnehmung stattfand deutet also auf eine körperlich bedingte Schmerzstörung hin. In dieselbe Richtung weist die Tatsache, dass mittlerweile viele Fibromyalgie- Patienten nicht mehr wie anfangs mit Antidepressiva sondern mit Morphinen behandelt werden, weil dies die Schmerzen effektiver reduziert.  Nun stellt sich die Frage, wieso übermäßig viele Fibromyalgie Patientinnen in der Kindheitsgeschichte über Missbrauch und Traumatisierung berichten und inwiefern dies mit der Schmerzerkrankung vereinbar ist. Ich vertrete die Ansicht, dass chronisch emotionaler Stress bei manchen, eben genetisch derart veranlagten Patienten zu einer Überreizung des zentralen Nervensystems und des sympathischen Nervensystems führt und damit zu einer Veränderung der Nervenzellen selber, der peripheren und zentralen Nervenleitbahnen und der zentralen Schmerzwahrnehmung im Gehirn führt. Dadurch erklären sich schlüssig die primär psychisch bedingte Entstehung der Erkrankung und auch deren Resistenz gegen psychotherapeutische Interventionen, da zum Zeitpunkt der Behandlung bereits zahlreiche körperlich- nervliche Umbauvorgänge vonstattengegangen sind.  Die Behandlung von Fibromyalgie mit Hypnose ist eine Mehrsäulentherapie, bei der man mit regelmäßiger Selbsthypnose, Suggestionshypnose und Hypnoanalyse zur Traumaverarbeitung vorgehen sollte. Durch die Kombination der verschiedenen Hypnose- Verfahren bei Fibromyalgie kommt es in der Regel zu einer Verbesserung des psychischen Wohlergehens und zu einer deutlichen Schmerzreduktion. Eine komplette andauernde Schmerzfreiheit kann in den meisten Fällen wegen der bereits stattgefundenen körperlichen Umbauvorgänge jedoch nicht erreicht werden.